Eigentlich funktioniert das Modell Kreditkarte nach einem einfachen Prinzip: Man bezahlt mit der Karte und bekommt die Kosten deutlich später auf seinem Konto belastet – oder begleicht gar nur Teilbeträge. Das Prepaid- Modell, das hierzulande immer beliebter wird, funktioniert aber völlig anders.
Rund 30 Millionen Kreditkarten sind aktuell in Deutschland ausgegeben. Dabei wird das Modell Kreditkarte aber bei uns anders genutzt als beispielsweise in den USA. Dort ist es Usus, dass Kunden einen bestimmten Kreditrahmen bekommen, diesen nach eigenem Ermessen ausschöpfen können und monatlich einen festen Betrag zurückzahlen. Diese Vorgehensweise ist zwar auch in Deutschland möglich, aber nicht die Regel. Standard ist bei uns, dass die Kunden Waren mit ihrer Kreditkarte kaufen und die aufgelaufenen Beträge gesammelt zu festgelegten monatlichen Terminen vom Girokonto abgebucht werden. Eigentlich ist eine Kreditkarte in Deutschland also eher eine „Zahlungszielkarte“.
Ein neues Kreditkartenmodell
Inzwischen gewinnt auch ein neues Kreditkartenmodell immer mehr an Bedeutung, das sich von den beiden bislang vorgestellten noch einmal deutlich unterscheidet: die Prepaid-Kreditkarte. Hierbei ist die Bezeichnung „Kredit“ eigentlich völlig falsch, denn der Nutzer füllt seine Karte mit Guthaben, etwa per Überweisung, PayPal, einer Bareinzahlung oder Ähnlichem, und kann anschließend seine Prepaid-Karte ähnlich wie eine Telefonkarte nutzen, bis sie aufgebraucht ist. Dabei kann man jederzeit neues Guthaben auf seine Karte laden. Dadurch, dass das Kreditkartenkonto komplett auf Guthabenbasis läuft und kein Kreditrahmen eingeräumt wird, sind weder Einkommensnachweise noch Bonitätsauskünfte nötig. So bekommen auch Schüler ab 12 Jahren die Möglichkeit, mit einer eigenen Kreditkarte zu bezahlen. Ebenso wie Nutzer, denen Banken aufgrund negativer Bonität reguläre Kreditkarten verweigern würden. Ganz neu ist das Modell Prepaid-Karte im Internet übrigens nicht. Bei mehr als 4.000 Shops in Deutschland kann bereits mit der Paysafecard bezahlt werden.
Prepaid-Kreditkarten: Jede Menge Vorteile
Das Prädikat „keine Schufa-Auskunft nötig“, mit denen viele Anbieter prominent werben, hat den Prepaid-Kreditkarten lange Zeit nicht den allerbesten Ruf eingebracht. Doch aus dieser Schmuddelecke hat sich das Alternativangebot längst verabschiedet. Kein Wunder: Schließlich bietet das Prepaid-Modell jede Menge Vorteile. Zum einen hat der Anwender wie auch bei Prepaid-Telefonkarten jederzeit seine Kosten im Griff. Unangenehme Überraschungen bei Abrechnungen, die oft erst acht Wochen später eintreffen, sind ausgeschlossen. Auch lässt sich die Karte online und offline mit ruhigem Gewissen einsetzen, denn selbst bei einem Datendiebstahl wäre der Schaden schließlich begrenzt. Nebenbei bemerkt: Bei Pre- und Postpaid-Kreditkarten erstatten die Anbieter bei Missbrauchsfällen die Beträge meist schnell und kulant. Am meisten profitieren Jugendliche von den Prepaid-Kreditkarten, denn viele Banken geben die Karten bereits ab einem Mindestalter von 12 an Teenager aus. Diese können dann über ein festes Budget verfügen, das die Eltern auf das Kreditkartenkonto überweisen. Zum einen könnte das für das Taschengeld interessant sein, vor allem aber für Urlaubsreisen. Denn die Prepaid-Kreditkarte lässt sich ohne jede Einschränkung wie eine gewöhnliche Karte nutzen – beispielsweise für weltweite Abhebungen an Geldautomaten. Die eigene EC-Karte kann man in einem solchen Fall dann einfach zu Hause lassen. So wird die Prepaidkarte auch für sicherheitsbewusste erwachsene Urlauber interessant.
160 Milliarden Umsatz durch Prepaid-Kreditkarten
Wie viele Prepaid-Kreditkarten in Deutschland im Umlauf sind, darüber gibt es keine gesicherten Zahlen. Fest steht jedenfalls, dass der Anteil der Prepaid-Lösungen an allen ausgegebenen Karten rasant steigt. Eine Entwicklung, die sich auch in unseren Nachbarländern feststellen lässt. „Prepaidkarten sind nicht nur in Deutschland auf dem Vormarsch. Zahlen liefert die Studie „European Prepaid 2010“ der englischen PSE Consulting. Dieser Untersuchung zufolge könnte der Umsatz mit Prepaidkarten in Europa, Russland und der Türkei im Jahr 2017 über 160 Milliarden Euro betragen. In Europa sollen über 65 Prozent allein im deutschsprachigen Raum sowie in Italien, Frankreich und Großbritannien generiert werden, erklärt Oliver Bellenhaus, Executive Vice President Consumer Products der Wirecard Bank, die mit der mywirecard 2go Visa und der virtuellen mywirecard MasterCard zwei Prepaid-Lösungen anbietet.
Prepaid-Kreditkarten: Auswirkung auf E-Commerce
Prepaid wird also auch bei Kreditkarten salonfähig. Stellt sich nur die Frage, was das für Auswirkungen für Onlineshop-Betreiber hat. Auf den ersten Blick nicht allzu viele, denn für einen Webseller ist es letztendlich egal, ob der Kunde mit einer Guthaben- oder Postpaid-Kreditkarte seine Waren und Dienstleistungen bezahlt. Zahlungsabwicklung und Kontrolle sind identisch, die Gebühren ebenfalls. Der Händler erhält bei Prepaidkarten sein Geld genauso sicher wie bei klassischen Kreditkarten. Thema also erledigt? Nicht ganz, denn die zunehmende Verbreitung der Prepaid-Lösungen hat durchaus Auswirkungen auf den E-Commerce! Zum einen wird die ohnehin schon beliebte Zahlungsart durch die neuen Nutzerschichten insgesamt zulegen. Zum anderen werden bestimmte Branchen, die sich vorwiegend an junge Nutzer richten und sich im Micropaymentbereich bewegen, auf die Entwicklung reagieren und die Kreditkarte, falls noch nicht geschehen, als Zahlungsart anbieten müssen. Ganz konkret können das Downloadportale für Musik, Handy-Games, Klingeltöne oder Ähnliches sein, bei denen bislang die Bezahlvariante Premium-SMS verbreitet ist. Sicher ist, dass Prepaid der Zahlungsvariante Kreditkarte einen gehörigen Schub geben wird!
In der Übersicht finden Sie die günstigsten Anbieter für gewöhnliche Kreditkarten und Prepaid-Kreditkarten.