Das politische Geplänkel um die Griechenlandverschuldung geht in die dritte Runde. Seit etwa drei Wochen verhandelt die griechische Regierung nun mit der EZB, EU-Kommission und dem IWF über weitere Hilfsmaßnahmen in Form von Krediten. Nachdem die griechische Regierung sich auf die Road-Show begeben hat um nach Befürwortern innerhalb der EU-Länder zu suchen und die Zusammenarbeit mit der Troika zunächst verweigert hat, zeichnet sich aktuell dennoch eine Einigung ab.
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Die Einigung umfasst die Verlängerung des Hilfsprogramms. Dafür muss die griechische Regierung jedoch eine Liste mit geplanten Strukturreformen vorlegen, die von den drei gewährenden Institutionen geprüft und genehmigt werden sollte. Die Einigung spielt auf Zeit und deutet darauf hin, dass den Verhandelnden zwar die Zeit davon läuft, beide jedoch an einem Kompromiss interessiert sind. Ein Grexit wäre laut Bundeskanzlerin Merkel zwar zu verkraften aber nicht das Ziel.
Derweil hat Ifo-Präsident Hans Werner Sinn kürzlich betont, dass ein vorübergehender Grexit wohl die beste Lösung für das Land wäre. Hintergrund ist der Gedanke, dass die Wettbewerbsfähigkeit nur dann nachhaltig erhöht werden kann, wenn die Verschuldung des Landes über die Inlandswährung gesenkt würde. Doch dafür müsste die Drachme wieder eingeführt werden. Dieser Weg wäre für alle Beteiligten, also auch die EU-Bürger, die mit ihren Steuerzahlung Griechenland stützen vorteilhafter.
Würde der Euro abwerten, wenn Griechenland austritt?
Sollte sich Griechenland für einen Exit entscheiden, so würde es zunächst weitreichende Folgen nach sich ziehen. Einige zeichnen sich bereits jetzt ab, zum Beispiel der Ansturm der Griechen auf Banken. Sollte die Drachme wieder eingeführt werden, könnte das einen Banken-Run auslösen, da viele Griechen befürchten durch die Abwertung ihr Kapital zu verlieren. Die panikartigen Abhebungen führen wiederum zu einer internationalen Bankenkrise, die sich auf europäische Gläubiger des Landes ausbreiten. Investoren würden fluchtartig Kapital aus EU-Anlagen abziehen.
Der Euro würde in dieser Phase des Kapitalabzugs enorm abwerten, Aktienmärkte fallen. Profitieren würden sichere Anlagen in Schweizer Franken, US-Dollar oder dem japanischen Yen. Der Abzug wird durch die höhere Verschuldung der EU-Staaten begleitet. Alleine Deutschland würde durch den Austritt Griechenlands schätzungsweise ein Verlust von etwa 70-80 Mrd. € entstehen. Das Verlustrisiko der gesamten Union wird auf 160 Mrd. € geschätzt.
Dieser Umstand führt letztendlich dazu, dass Investoren an Staatsfinanzierungen nicht mehr interessiert wären. Vor allem Länder wie Italien und Spanien wären betroffen. Diese Länder müssten Anträge auf weitere Hilfsmaßnahmen stellen, ansonsten drohe ihnen einen Staatspleite. Deutschland würde zunächst als sicherer Hafen der EU gelten.
Sollte Griechenland seinen Forderungen nicht nachkommen, würde die Kreditvergabe der Banken nachlassen. Sinkende Kreditvergabe geht mit einer sinkenden Investitionstätigkeit der Unternehmen einher. Daraus folgt steigende Arbeitslosigkeit und stagnierender Konsum der Bevölkerung. Am schlimmsten würden sich jedoch die Erwartungen an diese Entwicklungen in den Kursen bemerkbar machen, besonders in auf Euro lautenden Anlagen.
Da der Euro ohnehin schon sehr schwach ist, würde beispielswiese die Kursnotierung für den Euro in US-Dollar weit unter Parität fallen können. Mit EasyForex können private Händler auch unabhängig von einem Grexit auf einen fallenden Euro setzen.
Fazit
Die aktuell vereinbarte Einigung auf die Verlängerung der Hilfsmaßnahmen ist für Griechenland sicherlich ein Zeitgewinn. Ein Default konnte damit abgewendet werden und der Abzug des Kapitals aus dem Euro-Raum zunächst verhindert. Die Lage bleibt allerdings höchst prekär und jeder Schritt der Verhandlungspartner wird an den Märkten in Form von volatilen Schwankungen deutlich.
Ein zusätzliches Gewicht auf den Euro scheint die Divergenz zwischen der EU und den USA hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung darzustellen. Während die USA zwar ebenso mit einer sinkenden Inflation zu kämpfen haben, entwickeln sich das US BIP-Wachstum sowie der Arbeitsmarkt positiv. Die unterschiedlichen Entwicklungen deuten darauf hin, dass die USA spätestens in der zweiten Jahreshälfte ein besseres Investment in Form von Staatsanleihen darstellen wird, denn eine gute konjunkturelle Entwicklung würde die Geldpolitiker zu einer Zinsanhebung bereits Mitte des Jahres verleiten.
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