Einer der großen Trends des Jahres 2013 im E-Commerce war das “Curated Shopping”. Lesen Sie, wie das Konzept funktioniert, welche Online-Shops es erfolgreich umsetzen und wer schon gescheitert ist.
Für die meisten Männer zählt Shopping nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen. Man hastet von Geschäft zu Geschäft, probiert unzählige Hosen, Shirts und Pullover an und weiß dabei nie so genau, was man eigentlich sucht. Bevor der Stresslevel dann einen kritischen Wert erreicht, wird einfach irgendetwas in die Einkaufstausche gepackt. Dank des Internets ist der einkaufsgeplagte Mann inzwischen von Umkleidegarderoben und Warteschlangen an der Kasse befreit. Einen Onlineshop für Bekleidung ansteuern, Kleidung, die einem gefällt, auswählen und bequem nach Hause schicken lassen, klingt schon deutlich entspannter, nur: Das Suchen nach einem passenden Outfit bleibt – und kann bei der Qual der (Aus-)Wahl, den die Internetshops bereitstellen, schnell in Stress ausarten. Wie wünscht man sich da doch einen persönlichen Einkaufsberater, der für einen die Modewelt durchforstet und mit geübtem Blick ein Outfit findet, das perfekt zu einem passt!
Definition: Curated Shopping
Den Wunsch nach einem persönlichen Einkaufsberater für Männer, die entweder keine Zeit oder keine Lust haben, selbst auf Modejagd zu gehen, erfüllt ein neuer Trend, der inzwischen mehr und mehr nach Deutschland schwappt: „Curated Shopping“, was übersetzt so viel bedeutet wie „betreutes Einkaufen“. In Deutschland bieten diesen Service inzwischen diverse Onlineshops an. So etwa das Berliner Unternehmen modomoto.de, das sich ausschließlich an männliche Kundschaft richtet. Auch modemeister.com war in diesem Bereich aktiv, hat aber die Segel streichen müssen. Um Frauenschuhe kümmerte man sich im chicchickclub.de – auch hier ist der Shop aber schon wieder offline.
So funktioniert Curated Shopping
Das Prinzip, wie das System funktioniert, ist dabei immer gleich: Der Nutzer kann sich kostenlos registrieren, füllt einen kurzen Fragebogen aus, in dem er seine Basisdaten wie Kleidergrößen angibt, und wird anschließend von einem Styleberater des Portals kontaktiert. In einem ersten Kennenlerngespräch wird dann über Vorlieben bei der Outfitwahl gesprochen. Der Styleberater durchforstet anschließend das Angebot renommierter Modehersteller, stellt ein erstes Paket mit Kleidung zusammen und schickt es an den Kunden. Dieser kann sich die Ware zu Hause in Ruhe anschauen, behält, was ihm gefällt, und schickt den Rest einfach kostenlos zurück. Bezahlt wird nur, was auch tatsächlich behalten wird.
Alternative zum klassischen Shopping
Das System des Curated Shoppings ist darauf ausgelegt, dass sich Kunde und Einkaufsberater mit der Zeit immer besser kennenlernen und so die regelmäßig zugeschickte Ware immer genauer den Geschmack des Kunden trifft. Der Kunde kann somit das Stöbern in Bekleidungsgeschäften – egal, ob stationär oder online – zukünftig ad acta legen und einfach seinem Berater überlassen. Dementsprechend sollte man das Curated Shopping auch nicht als alternatives Onlineshop-Modell verstehen, sondern als Alternative zum Onlineshopping!
Curated Shopping: Promis als Einkaufsberater
Ebenfalls auf Curated Shopping setzte man beim Shopping-Club wanilla.de. Allerdings hat man hier das Prinzip noch etwas variiert, denn die Kunden werden nicht von unbekannten Styling-Experten betreut, sondern von Celebrities. Und das funktioniert so: Prominente stellen auf Wanilla.de ihre Lieblingsprodukte vor. Die Club-Mitglieder folgen ihren ganz persönlichen Lifestyle-Experten und werden benachrichtigt, wenn es etwas Neues zu entdecken gibt. Was gefällt, kann man direkt auf Wanilla.de bestellen. Das Konzept ähnelt dem Vorbild des US-Pendants beachmint.com, das sich mit Style-Experten wie Jessica Simpson, Justin Timberlake und Mary-Kate Olsen bereits erfolgreich mit diversen Curated Shops durchgesetzt hat. Das gilt für wanilla.de nicht. Das Angebot ist inzwischen offline.
Per Webcam vermessen
Im Fahrwasser des Curated Shoppings entstehen immer mehr Dienstleistungsportale, die dem Anwender das Onlineshoppen von Kleidung noch bequemer machen sollen. So bietet beispielsweise die Website www.upcload.com einen interessanten Service: Via Webcam kann sich hier jeder registrierte Nutzer online vermessen lassen – komplett kostenlos. Anhand der ermittelten Werte speichert Upcload ein Nutzerprofil, mit dessen Hilfe bei angeschlossenen Onlineshops (z. B. www.otto.de) Produkte eingekauft werden können, die auch tatsächlich passen. So soll der Frust und Ärger vermieden werden, den die unterschiedlichen Passformen der jeweiligen Labels verursachen. Grundsätzlich seine Lieblingsshirts in mehreren Größen zu bestellen und immer eine Retoure aufgeben zu müssen, soll für die Nutzer also zukünftig entfallen. Die ermittelten Werte sollen so exakt sein, dass sogar maßangefertigte Hemden damit bestellt werden können!
Neue Konzepte sind gefragt
Nachdem die erste Euphorie um den Trend Curated Shopping abgeebbt ist, fällt das Zwischenfazit ernüchternd aus. Viele Anbieter in Deutschland konnten sich mit ihrem Konzept in Deutschland nicht durchsetzen. Dennoch ist das Modell Curated Shopping nicht gescheitert und wird seine Anhänger finden, da es den Einkauf von einzelnen Shops und Marken loslöst und dem Nutzer einen Mehrwert verspricht. Aber das Konzept ist noch ausbaufähig. So könnte z. B. eine Kombination aus einem Curated Shopping Club und dem Service von www.upcload.com dem Kunden noch gezielter Kleidung präsentieren, die ihm gefällt – und passt!