Wer ein Blog betreibt und damit Geld verdienen will, wird sich früher oder später mit moralischen Fragen auseinandersetzen müssen. Wie weit gehe ich, um Geld zu verdienen? Wie sehe ich meine Verantwortung gegenüber meinen Lesern? Wo ist meine Grenze?
Mit einem Blog kann man auch im Jahr 2017 noch prima Geld verdienen. Einnahmemöglichkeiten gibt es jede Menge. So kann man in seine Texte Affiliate-Links einbauen, Werbebanner auf der Website platzieren, Texte gegen Bezahlung schreiben, gegen Gebühr Gastartikel veröffentlichen, für Geld Backlinks platzieren und vieles mehr!
Um die eigenen Einnahmen zu steigern, ist es vor allem wichtig, möglichst viel hochwertigen Content zu erstellen und so die Zahl der Website-Besucher zu steigern. Die wichtigste Quelle für Leser ist in der Regel Google. Langfristig erfolgreich kann man jedoch nur werden, wenn man es zusätzlich schafft, sich eine wachsende, treue Stammleserzahl aufzubauen.
Und Stammleser aufbauen kann man vor allem hierdurch:
- Regelmäßiges Veröffentlichen hochwertiger Beiträge
- Hohe Glaubwürdigkeit bei allen Beiträgen bieten
- Interaktion mit den Lesern (Forum, Kommentare, Chat, Artikel zu Leserfragen)
- Interessierte Leser automatisch über neue Artikel informieren (RSS-Feed, Newsletter aufbauen)
Anders als bei Print-Magazinen bringt eine steigende Leserzahl einem Blog oder einem Online-Magazin aber nicht automatisch mehr Geld. Der Content ist im Internet schließlich in der Regel kostenlos.
Und so müssen Blogger andere Wege finden, um sich ihre Arbeit bezahlen zu lassen. Genau hier beginnt das Dilemma, in das jeder Blogger früher oder später steuert! Er muss sich nämlich ständig neu entscheiden, wen er bei seinem Blog die Oberhand behalten lässt: den Kaufmann oder den Journalisten!
Inhaltsverzeichnis
Blog: Ein Medien-Mikro-Kosmos
Ein Blog ist eine Publikation – genau wie eine Tageszeitung oder eine Wochenzeitschrift. Anders als in den klassischen Medien ist ein Blog jedoch ein Ein-Mann- oder ein Ein-Frau-Betrieb. Damit vereint der Blogger mehrere Aufgabengebiete auf sich, die sich in den Printmedien auf mehrere Personen verteilen. So sind in einem Verlag in die Produktion eines Magazins mehrere Personen, mit teils völlig unterschiedlichen Interessen, eingebunden:
- Die Eigentümer des Verlags
- Der Verlagsleiter
- Der Chefredakteur
- Der Redakteur
- Der Autor
- Der Anzeigenleiter
Nehmen wir einmal exemplarisch an, dass ein Printmagazin versuchen möchte, der sinkenden Abonnentenzahl und den schwindenden Werbeerlösen entgegen zu wirken, indem man sich ein neues Profil verpasst. So sollen in dem Magazin ab sofort hauptsächlich Tests erscheinen. Dieses Konzept haben der Chefredakteur und der Verlagsleiter abgesprochen und sich vom Eigentümer absegnen lassen.
Der Chefredakteur gibt nun einem Redakteur den Auftrag, einen großen Smartphone-Test zu erstellen. Der Redakteur erstellt daraufhin eine Liste mit Modellen, die getestet werden sollen und erteilt wiederum einem externen Autor den Auftrag, diesen Test durchzuführen.
Der Autor
Dem externen Autor ist es egal, wer beim Test mitmacht und, wer ihn Test gewinnt und wie die einzelnen Teilnehmer notenmäßig abschneiden. Er bekommt für diesen Auftrag ein festgeschriebenes Honorar und steht mit seinem Namen unter dem veröffentlichten Beitrag für die journalistische Qualität des Tests ein.
Der Redakteur
Der Redakteur ist der Ansprechpartner des Autors im Verlag. Auch ihm geht es in erster Linie darum, den Lesern einen möglichst hochwertigen Test zu bieten. Anders als der Autor muss er seine Arbeit aber verlagsintern mit anderen Personen abstimmen. Und so kann er schnell zwischen die einzelnen Stühle geraten.
Der Anzeigenleiter
Der Anzeigenleiter kümmert sich um die Vermarktung des Magazins. Für ihn ist wichtig, möglichst viele Werbeanzeigen pro Ausgabe zu verkaufen. Produkttests sind dabei tolle Gelegenheiten, die Teilnehmerfirmen zu kontaktieren, ob sie nicht auch mit einer Anzeige im Heft für noch mehr Aufmerksamkeit sorgen möchten. Hat er eine Firma gefunden, deren Smartphone noch nicht am Test teilnimmt, die aber werben möchte, drängt er darauf, das Testfeld zu erweitern. Zudem möchte er natürlich sicherstellen, dass Werbepartner nicht mit einem schlechten Testergebnis verärgert werden. Deshalb hakt er immer wieder beim Chefredakteur oder beim Redakteur nach. Dafür hat er auch gute persönliche Gründe: Er bekommt für verkaufte Werbeanzeigen eine attraktive Provision!
Der Chefredakteur
Der Chefredakteur hält den Smartphone-Test zwar für wichtig, hat aber gleichzeitig das komplette Heft im Blick. Er steht mit seinem Namen für die Qualität jeder einzelnen Ausgabe. Deshalb möchte er den Einfluss der Anzeigenabteilung auf die einzelnen Artikel begrenzt wissen, vergisst dabei aber nicht, dass sein Job mittel- und langfristig von den Zahlen anhängig ist. Schreibt ein Heft dauerhaft rote Zahlen, ist der Chefredakteur oft der erste, der seinen Stuhl räumen muss.
Der Verlagsleiter
Der Verlagsleiter ist so etwas wie der Vater der beiden Söhne Chefredakteur und Anzeigenleiter, die sich ständig in die Quere kommen. Der eine wirft dem anderen vor, die „journalistische Glaubwürdigkeit des Hefts durch seine Einflussnahme zu untergraben“, der andere ärgert sich darüber, dass „ihm in seinem Job von den Redakteuren ständig Steine in den Weg geworfen würden. Journalistische Qualität gut und schön: Aber von irgendetwas muss der Verlag ja leben!“ Der Verlagsleiter muss diesen Streit moderieren und die Richtung vorgeben, wie weit man die rote Linie verschiebt, um Anzeigen zu verkaufen.
Der Eigentümer
Verantworten muss sich der Verlagsleiter vor dem Eigentümer. Für ihn ist das Magazin ein Status-Symbol, bei dem er sich freut, wenn es in der Öffentlichkeit aufgrund der hohen Qualität angesehen ist. Gleichzeitig möchte er aber auch eine nette Rendite sehen. Ständig Geld in den Verlag nachzuschießen, darauf hat er wenig Lust.
Ein Blogger ist alles in einer Person
Und was ist mit einem Blogger? Er ist all diese Personen gleichzeitig: Er gibt die thematische Richtung vor, schreibt die Artikel selber, kümmert sich um die Vermarktung des Blogs und sieht am Ende des Monats auf seinem Kontoauszug, wie viel Geld tatsächlich eingenommen wurde.
Doch was bedeutet das in der Praxis? Bei jedem neuen Beitrag muss sich der Blogger entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Empfiehlt er im Artikel das Produkt A, für das er beim Kauf der Leser eine Provision bekommt, oder empfiehlt er Produkt B, das er eigentlich für etwas besser hält – und womit er kein Geld verdienen würde. Oder stellt er als Kompromiss beide Produkte gleichrangig vor.
Auch auf die Themenfindung nimmt dieser Zwiespalt Einfluss. So überlegt man sich nicht mehr nur, welche Themen für die Leser interessant sein könnten, sondern auch, welche man am besten vermarkten kann!
Zwischen Glaubwürdigkeit und Vermarktung
Jede dieser Entscheidungen kann sich unmittelbar auf die Einnahmen des Blogs auswirken. Dabei kennt jeder Blogger das Gefühl, hin- und hergerissen zu sein. Sollte ich nicht ausschließlich journalistisch an die Artikel herangehen und die Vermarktung außen vor lassen? Dann profitiere ich langfristig, weil die Leser merken, dass sie mir vertrauen können.
Auf der anderen Seite: Bin ich den Lesern überhaupt etwas schuldig? Jeder kann meinen Blog kostenlos nutzen und daraus viele wertvolle Informationen ziehen. Ich stecke viel Arbeit in meinen Blog und möchte dafür gerne eine Gegenleistung erhalten. Ist das denn moralisch verwerflich?
Die meisten Blogger entscheiden sich für einen Mittelweg zwischen journalistischer Unabhängigkeit und einer durchdachten Vermarktung. Dabei müssen sie ständig ihren Kompass neu justieren und überprüfen, ob ihr Blog noch ihren eigenen Ansprüchen genügt. Die Antwort auf die Frage, wie käuflich man sein darf, muss dabei jeder für sich selbst finden!